Lösungen

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Mit dem „Green Deal“ und der Strategie „Farm to fork“ will die EU- Kommission dem Wunsch der Bevölkerung nach mehr Artenvielfalt, mehr Naturschutz, weniger (synthetischer) Chemie, weniger Nährstoffe, mehr Tierwohl, mehr Regionalität, niedrigen Preisen, Versorgungssicherheit und weiteren Wünschen an die Landwirtschaft nachkommen.

Diese Wünsche sind verständlich und nachvollziehbar. Diese Aufgaben können auch erfüllt werden, allerdings müssen wir uns alle darüber im Klaren sein, dass die Erfüllung der Wünsche nicht folgenlos bleibt und es unlösbare Zielkonflikte gibt. Nachfolgend sind Lösungen und Lösungsansätze formuliert, die wir Landwirte anbieten. Diese Lösungsansätze können je nach EU-Land unterschiedlich sein und sind sicherlich nicht vollständig.

10% der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird aus der Produktion genommen

EU-weit – zunächst für 10 Jahre. Dies gilt nicht nur für den Ackerbau, sondern auch für Grünland, Obst- und Weinbau… Für die Herausnahme und eine eventuelle Pflege erfolgt eine Entlohnung in Höhe des entgangenen üblichen Deckungsbeitrages (unterschiedlich nach Region, Nutzung, natürlichen Verhältnisse. Die Offizial-Behörden können darüber Auskunft geben). Die sich dadurch ergebende Verringerung der Nahrungsmittelerzeugung darf nicht durch Importe ausgeglichen werden. Nach Ablauf von 8 Jahren wird überprüft, ob die gewünschten Ziele (die derzeit von der EU noch nicht spezifiziert wurden) erreicht wurden.

Importe von Lebensmitteln

Importe von Lebensmitteln oder Bestandteilen von Lebensmitteln von außerhalb der EU in die EU sind nur erlaubt, wenn diese den Gesetzen und der gesellschaftlichen Akzeptanz in der EU entsprechen. Dies gilt sowohl für die Erzeugung als auch die Sozial- und Lohnstandards.

Schutz der Biodiversität

Der Schutz der Biodiversität in der Kulturlandschaft muss einen messbaren, nachvollziehbaren und fairen Wert bekommen, mit dem LandwirtInnen entlohnt werden. Dieser Wert muss von der Mehrheit der an Biodiversität interessierten Beteiligten anerkannt sein und für einen Zeitraum von 10 Jahren Rechtsgültigkeit haben.
Biodiversität wird damit zu einem Betriebszweig der Landwirtschaft, was dieser auch hilft, ihre gesellschaftliche Rolle neu zu definieren. LandwirtInnen stehen in der Öffentlichkeit nicht mehr nur für die intensive Landwirtschaft, sondern auch als Garanten für eine diverse Kulturlandschaft und den Erhalt der Biodiversität. (Quelle: https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/ina/Dokumente/Tagungsdoku/2018/2018-Vilm_11Punkte_final_clean.pdf )

Auftragsnaturschutz

Auftragsnaturschutz als echte Einkommensquelle muss eine größere Bedeutung bekommen. Die Vergabe und Rechnungstellung erfolgt wie bei anderen Dienstleistungen auch. Wenn die Leistung attraktiv honoriert wird, ist es vorstellbar, dass ein kompletter Betrieb von Natur- und Artenschutz leben kann.

Vernetzung


Alle Maßnahmen für Natur- und Artenschutz werden in der Landschaft vernetzt. Vertreter des staatlichen Naturschutzes, aber auch nationale Naturschutz-Organisationen sollten sich mit ihrer Kompetenz einbringen. So könnten zum Beispiel am Vorgewende am Wegrand ein breiterer Blühstreifen angelegt werden. Ziel, Betreuung und Erfolgskontrolle werden gemeinschaftlich erarbeitet und kommuniziert.

Regionale Ziele


Dem Beispiel der Niederlande folgend werden regionale Ziele gemeinsam zwischen Naturschutz und Landwirten festgelegt. Diese Ziele unterscheiden sich je nach Landschaft, Betriebsgröße oder anderen Faktoren. Ein externer fachkundiger Berater koordiniert eine Gruppe von 30 – 50 Landwirten einer Region, die für das Erreichen der Ziele gemeinsam verantwortlich sind. Der Berater übernimmt auch Verwaltungsaufgaben (Anträge, Kontrollen) sowie das Monitoring. Auch hier sind Vertreter der Naturschutzverbände als Gäste immer willkommen.

Tierhaltung

In der Tierhaltung ist der Druck seitens der Gesellschaft, Änderungen an der Haltung herbeizuführen, besonders hoch. Wenn ein deutlich höheres Platzangebot, verbunden mit Aussenklima realisiert werden soll, ist dies mit einem Umbau von Ställen meist nicht mehr machbar. Stallneubauten lassen sich jedoch aus dem laufenden Einkommen nicht realisieren. Daher sind staatliche Fördermittel unabdingbar. Noch wichtiger sind allerdings schnelle und unbürokratische Genehmigungsverfahren und die Zustimmung der Bevölkerung. Die Zeit von Antrag bis Bewilligung sollte 3 Monate nicht wesentlich überschreiten. Alle Länder der EU bieten Herauskaufprogramme nach dem Beispiel der Niederlande an.


Die Zahl der Schäfereien nimmt immer weiter ab. Schafe sind aber ein wichtiger Baustein im Naturschutz und somit in der Bewahrung der Biodiversität. Die EU muss kurzfristig ausreichende Mittel zur Verfügung stellen, um die Schäfereinen zu erhalten, besser noch, Neugründungen zu fördern.


Die EU formuliert ein klares Bekenntnis zur Weidehaltung. Der Zielkonflikt mit möglichen Prädatoren (Wolf, Bär) ist so zu lösen, dass es zu keinem Zielkonflikt kommt.

Verwirklichung der gesellschaftlichen Ansprüche


Die langfristige und nachhaltige Verwirklichung der gesellschaftlichen Ansprüche macht die Einbindung und Beteiligung der großen Handelsunternehmen zwingend notwendig. Die Handelsunternehmen verpflichten sich, 30% regionale Produkte (gemessen am Umsatz) in ihr Sortiment aufzunehmen. Die EU-Kommission lobt jährlich einen Preis für diejenigen Unternehmen aus, die den fairsten Umgang mit den Erzeugern führen und die eine faire Preis- und Einkaufspolitik belegen können.

Bürokratie

Viele Maßnahmen scheitern an der überbordenden Bürokratie, die die Landwirte abschreckt. Wenn für Umweltmaßnahmen seitenweise Formulare ausgefüllt werden müssen, wenn bereits kleine Abweichungen sanktioniert werden, wenn unterschiedliche Behörden und Organisationen nicht abgestimmt arbeiten, führt es oft dazu, dass trotz der inneren Bereitschaft die Umsetzung nicht stattfindet. Die Verhältnismäßigkeit und Zweckmäßigkeit muss wieder Eingang finden bei Erstellung und Vollzug von Regelungen und Auflagen. Vom Bürokratie-Abbau ist bisher noch nichts zu spüren. Wir Bauern können anhand von Beispielen anführen, wo dieser möglich ist.

Regionalität

Regionalität wird vom Verbraucher als wichtiges Kaufargument genannt. Die Kennzeichnung ist jedoch unzureichend. Nationale Kennzeichnungen wie Made in Austria, Made in Germany etc. schaffen Vertrauen und sollten als EU-konform erklärt werden. Desweiteren wirbt die EU aktiv für Produkte ihrer Mitgliedsländer.

Verkauf von landwirtschaftlichen Grundstücken

Der Verkauf von landwirtschaftlichen Grundstücken an Nicht-Landwirte zur Kapitalanlage macht es für praktizierende Landwirte nahezu unmöglich, Land zu erwerben. Ein Verkauf von landwirtschaftlichen Grundstücken ohne ein Angebot an einen praktizierenden Landwirt ist nicht erlaubt.

Die Liste der Lösungsansätze ist nicht vollständig und wird laufend erweitert. Sie können je nach EU-Land auch unterschiedlich sein. Berufskollegen aus anderen Ländern werden gebeten, die Liste der für ihr Land spezifischen Lösungen in der Landessprache zu formulieren und mir zuzusenden. Sie können dann hier als pdf-Datei eingestellt werden. Die Mail-Adresse finden Sie im Impressum.